Allgemeines
Die Zeitumstellung ist keineswegs international einheitlich geregelt. Aktuell wird sie von weniger als 40% aller Staaten weltweit beachtet. Insbesondere von Ländern in Äquatornähe wird sie in der Regel nicht genutzt, da hier die Sonnenlichtdauer im Jahresverlauf viel geringeren Schwankungen unterliegt als in Richtung der Pole.
Zudem ist die Zeitumstellung stets Gegenstand der Diskussion und wurde zwar von einem Großteil der Staaten auf der Welt schon mindestens einmal eingeführt - allerdings auch von vielen wieder abgeschafft. Auch in Deutschland - dem ersten Land der Welt, dass eine Sommerzeit eingeführt hat - wurde sie inzwischen mehrfach an- und wieder abgeschafft.
In muslimischen Ländern ist es hingegen vielfach üblich, die Sommerzeit während des Ramadans auszusetzen und anschliessend fortzusetzen.
Darüber hinaus sind Sommerzeiten und Zeitzonen immer wieder von Regierungen genutzt worden, um mit relativ einfachen Mitteln Souveränität und Handlungsfähigkeit zu demonstrieren - wie zuletzt von Kim Jong Un, der die Zeitzone Nordkoreas um eine halbe Stunde zurückstellte, und damit die Nordkorea von den 'boshaften japanischen Imperialisten' auferlegte Zeit kurzerhand durch die 'Pjöngjang-Zeit' ersetzte.
Bis heute gab es eine Unzahl an Petitionen, Referenden und Gesetzesvorlagen zum Thema. Hier nur einige Beispiele:
- Das EU-Parlament hat Ende März 2019 mit einer großen Mehrheit für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab dem Jahr 2021 gestimmt.
Die letzte Zeitumstellung soll im Frühjahr 2021 erfolgen, EU-Länder, die dauerhaft die Winterzeit beibehalten wollen, stellen im Herbst 2021 zum letzten Mal die Uhren um.. - In Westaustralien gab es wurde 2009 ein Referendum zur Fortführung der Sommerzeit nach einer dreijährigen Testperiode. 2008 wurde in Queensland eigens eine Partei gegründet, die DS4SEQ (Daylight Saving for South East Queensland Party), deren einziges Thema die Einführung der Sommerzeit in Qeensland war.
- Auf Jersey sprachen sich 2008 72% der Bürger gegen die Einführung der MEZ aus. Auf der Insel, die zwar im Besitz der britischen Krone, aber kein Teil des Vereinigten Königreichs ist, wird die Greenwich Mean Time (GMT) in Übereinstimmung mit England beachtet, obwohl die Insel nur 22 Kilometer vor der Küste Frankreichs liegt. Befürworter des Wechsels zur MEZ argumentierten mit Vorteilen für Umwelt und Tourismus, die Gegner befürchten wirtschaftliche Nachteile, da Jersey stark abhängig von seinem Finanzsektor ist und hier eng mit England zusammenarbeitet - ein Wechsel zur MEZ würde bedeuten, dass die Arbeitszeiten sich gegeneinander verschieben. Ein anderer Aspekt der Diskussion ist kultureller Natur. Viele Bewohner Jerseys sehen sich in Ihrem Lebensstil näher an Frankreich und dem Kontinent, andere drückten mit Ihrem 'Nein' zum Referendum Ihre Loyalität zu Großbritannien aus.
- Für gewöhnlich werden die Uhren in den Palästinensergebieten Gaza und Westjordanland zum selben Zeitpunkt umgestellt, allerdings wurden 2008,2009 und 2010 verschiedene Termine angesetzt, was vor allem in Jerusalem, Gaza City und Ramallah, in Bezug zum Ramadan, zu Chaos führte.
- Im britischen Parlament wurde bereits mehrmals die doppelte Sommerzeit - also letztlich die Umstellung der Uhren um eine Stunde und somit die Angleichung an Mitteleuropäische Zeit beraten, bisher aber nach oft hitziger Debatte stets verworfen. Insbesondere die Schotten lehnten dies immer ab, würde es doch bedeuten, dass in einigen Regionen Schottlands die Sonne erst um 10Uhr aufgehen würde.